"Puts on her best smile, but underneath she's a broken girl."

Dienstag, 6. März 2012

Flucht.


 Die kühle Abendluft füllte meine Lungen, doch die Leere in mir konnte sie nicht verdrängen.
Ich lief die belebte Straße entlang. Versank in der Menge. Wurde unsichtbar. Obwohl ich mitten unter Menschen war, fühlte ich mich einsam. Ich war wertlos; nur eine von vielen. Ich wurde angerempelt. Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen lief der Mann weiter.  
Ich fühlte mich verloren. Sehnte mich nach jemandem, der mich an die Hand nahm und durch das Leben führte. Doch so jemanden hatte ich nicht verdient. Ich bog in eine Seitenstraße und fing an zu rennen. Ziellos irrte ich durch die schwach beleuchteten Straßen, in der Hoffnung, so einen klaren Kopf zu bekommen. Meine Schritte knallten auf den Asphalt. Es hörte sich an, als wäre ich auf der Flucht. Auf der Flucht vor mir selbst.

Freitag, 2. März 2012

Lilafarbener Versuch

Ich riss das schwarze Kleid vom Kleiderbügel und nahm mir die gepunktete Strumpfhose heraus. Die beiden Kleidungsstücke, welche ich am liebsten mochte. Schnell zog ich sie über. Beim Anziehen der Strumpfhose riss ich mit meinen Fingernägeln ein Loch hinein. „Ich hasse diese befickte Welt!“ Mein Schrei hallte durch die gesamte Wohnung. Ich stapfte ins Wohnzimmer und schaltete Musik an. Mit zittrigen Händen nahm meine Tasche vom Boden. Ich riss sie auf und schüttete ihren Inhalt auf den Boden. Ich hob die zwei Schachteln Tabletten auf. Gestorben an einer Überdosis Schlaftabletten. Ich ließ die Worte auf meiner Zunge zergehen. Die Vorstellung wie ich tot auf dem Boden lag flammte vor meinem inneren Auge auf.  
 Ich drückte mir eine Handvoll der Pillen aus der Packung. Klein, rund und lila. War lila nicht ‚der letzte Versuch‘?  Scheiß drauf. Ich nahm mir die Flasche Wasser, welche ebenfalls aus der Tasche gefallen war, und begann die ersten Tabletten zu schlucken. Eine nach der anderen.
 Als die eine Packung leer war, wurde mir plötzlich übel und ich rannte auf die Toilette um mich zu übergeben. Ich hockte vor der Kloschüssel mit den Knien auf den harten Fliesen und hielt mir meine Haare aus dem Gesicht. So hatte ich mir das Sterben nicht vorgestellt. Mit wackelnden Knien stand ich auf und wankte zurück. Da eine Packung nicht ausreichen konnte, legte ich die verbliebene gewissenhaft auf meinen Nachttisch. Dann  überkam mich ein unerwarteter Schwindel und ich sank auf den Boden.