"Puts on her best smile, but underneath she's a broken girl."

Donnerstag, 30. Mai 2013

Alles krank. Ich. Meine Gedanken. Mein Leben.



Mach so etwas nie wieder.“
Siehst du denn nicht wie kaputt ich bin? Wie kannst du da so etwas von mir verlangen?
„Versprich es mir.“
Ich kreuzte die Finger. Wich seinem bohrenden Blick aus und schaute stattdessen auf die schneeweiße Bettdecke, die meinen Körper bedeckte. Meine Seele glich einem Scherbenhaufen, mein Körper einem Schlachtfeld. „Okay“, murmelte ich und bat schon während ich es aussprach um Vergebung.
„Wir schaffen das schon.“
Und wenn nicht?
Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. „Bitte verlass mich nicht.“

„Wie kommst du auf so etwas?“
Ich bin ein dummes, depressives und zynisches Häufchen Elend mit der Neigung sich entweder die Arme aufzuschneiden oder sich umzubringen.
 


Freitag, 24. Mai 2013

Wir wollen fliegen, doch fallen hin



„Ich bin bei Ihnen“, hörte ich die nervöse Stimme der Krankenschwester zu mir durchdringen. „Sie hatten einen Albtraum.“
Im nächsten Moment verschwamm die Welt zu einem weißen Klecks, mein Herz setzte drei Schläge aus und ich hörte sie nach einem Reanimationswagen rufen.
Keine Minute später standen zehn Menschen um mich versammelt, schlossen mich an Geräte an und redeten auf mich ein. Satzfetzen wie „Blutdruckabfall“, „zu starkes Schmerzmittel“ und „Herzstillstand“ flatterten um mich herum wie eine Gruppe von Schmetterlingen. Ich bekam davon nur noch sehr wenig mit. Lag einfach ruhig da und ließ alles geschehen.
Es war fast wie in einem Film. Dr. House oder so.
Ich sah noch wie sie mir eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht drückten, dann schwand mein Bewusstsein.

„Kannst du mich hören?“
Jemand hielt meine Hand. Meine kleine, eiskalte Hand.
„Lexy?“
Ich wandte meinen Kopf zur Seite. Da saß Andrew. Ich starrte ihn an. Wartete darauf, dass er etwas sagte.
„Wie geht es dir?“
Ich liege auf der Intensivstation irgendeines beschissenen Krankenhauses, habe gerade einen Suizidversuch hinter mir und du fragst allen Ernstes, wie es mir geht?
„Als sie eben alle in dein Zimmer gestürmt kamen, hatte ich solche Angst um dich. Die ganzen Ärzte, die dich an irgendwelche Maschinen angeschlossen haben, sich Sachen zuschrien und dir Spritzen in die Vene jagten…“ Sein Satz verlor sich im Raum.
„Du musst dir um mich keine Sorgen machen.“
„Du hast versucht dich umzubringen.“
Es aber leider nicht geschafft.
„Ich bin so froh, dass ich dich noch rechtzeitig gefunden habe. Ich meine, zwei Minuten später wärst du tot gewesen.“
„Bin ich wirklich eine Zumutung für dich?“, fragte ich nach langem, bedrückendem Schweigen, was sich nach dem Wort „tot“ umgehend eingestellt hatte.
Für einen Moment sah er mich schockiert an. Dann schüttelte er den Kopf und packte meine Hand fester. „Wie kommst du auf sowas?“
„Ist egal.“ Alles ist egal.

Freitag, 17. Mai 2013

Alles zerbricht, du gleich mit


Nach zehn Minuten hatte ich mich einigermaßen gefangen. Meine Augen brannten, meine Wangen waren gerötet. Ich war erschöpft und löste mich aus der Umarmung.
Sie strich mir ein letztes Mal  über den Rücken. „Geben Sie mir Bescheid, wenn es Ihnen schlecht geht. Dafür bin ich da.“
Ich nickte ihr zu, obwohl ich mir sicher war, dass ich es niemals tun würde. Dann zog ich die Bettdecke über den Kopf. Die Augen geschlossen, den Mund ein wenig geöffnet horchte ich in mich hinein. Mein dummes Herz pochte. Stolperte. Pochte weiter. Als würde es kurz überlegen einfach aufzuhören.
„Krepier doch!“
Ich riss die Decke hinunter. Ließ meinen Blick umherirren. Es war Andrew, der da vor mir stand und mich verbal ermordete.
„Krepier doch endlich!“
Nein, das kann nicht sein. Das kann er nicht gesagt haben. Mit fahrigen Händen wollte ich die Stimme verscheuchen, sie ganz weit weg von mir schieben. Doch auch die nervenzerfetzende Stille, die sich dann wie eine Krankheit in dem Raum ausbreitete, jagte mir einen kalter Schauer über den Rücken.
„Du hättest sterben sollen.“
Ich blickte ihn aus meinen geröteten Augen an. „Ja, das wäre wohl das Beste für alle gewesen.“
„Viel zu lange habe ich meine Zeit mit dir verschwendet.“
„Was habe ich dir getan?“, wisperte ich den Tränen nahe.
„Ich habe mich wochenlang für dich aufgeopfert. Meine Arbeit vernachlässigt nur um bei dir zu sein.“
Seine Worte brannten auf meiner verletzten Seele. 
„Und du? Du siehst das alles nicht. Willst nicht wahrhaben, dass du mir wichtig bist. Schneidest dir einfach die Pulsader auf und…“
Ich hörte ihm nicht weiter zu. Wie in Watte gepackt riss ich an dem Verband, zerrte an ihm bis er auf den Boden fiel und ich freie Sicht auf meinen Unterarm hatte. Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem ironischen Lächeln als ich die zwanzig Stiche erblickte, mit denen man meine Ader wieder geschlossen hatte.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, schrie Andrew und schüttelte mich.
Ich zuckte zusammen. „Es tut mir leid. Wirklich, es tut mir so verdammt leid. Ich wollte das alles nicht.“ Meine Stimme war ein leises, angsterfülltes Krächzen.
Er ließ mich los. „Es ist vorbei, Lexy. Aus und vorbei.“
Hektisch blinzelte ich die nahenden Tränen weg. Wagte kaum zu atmen.
Das kannst du mir nicht antun.                    
Andrew drehte sich um, lief mit festen Schritten auf die Tür zu und hatte die Klinke schon in der Hand als ein langgezogener, markerschütternder Schrei erklang. 

Freitag, 10. Mai 2013

Trost


Während ich auf die Braunüle in meiner Armbeuge starrte fing ich bitterlich an zu weinen. Das altbekannte Gefühl von Verzweiflung machte sich in mir breit. Raubte mir jegliche Fassung.
Kommt her zu mir. Ja ihr seid gemeint. Trauer, schön dich wiederzusehen. Ich freue mich auch dich zu sehen, Hoffnungslosigkeit. Und dich Selbsthass, habe ich schon vermisst.
Ich schluchzte laut auf und schnappte nach Luft. Salzige Tränen liefen unaufhörlich über mein Gesicht. Ich setzte mich vorsichtig auf. Presste meine Hand auf mein stechendes Herz.
Ein lautes Klopfen ließ mich zusammenfahren. Noch ehe ich antworten konnte stand eine Krankenschwester im Raum. Ihre großen, rehbraunen Augen ruhten auf meinem bebenden Körper.
„Ist etwas passiert?“
Anstatt etwas zu erwidern, weinte ich weiter. Ich konnte nicht mehr aufhören. Es nicht kontrollieren. Fiel immer tiefer und tiefer.
Sie kam näher. Ich konnte die Spritze in ihrer Hand sehen. Lange starrte ich auf die spitze Nadel ehe ich beschämt meinen Blick abwandte. Die Schwester transportierte das Schmerzmittel über den Zugang in meinen Körper, der es kaum erwarten konnte, benebelt in einen tranceähnlichen Zustand zu verfallen.
„Was ist denn los?“, fragte sie mich nochmals.
Kopfschüttelnd und weinend zugleich presste ich ein unglaubwürdiges „nichts“ hervor.
Und was sie dann tat, verwunderte mich. Sie setzte sich zu mir aufs Bett, murmelte „es kann nur noch besser werden“ während ich in ihren Armen vollends zusammenbrach. Sie hielt mich fest. War für mich da. Gab mir das Gefühl, dass es ihr nicht egal war wie es mir ging.