Nach
zehn Minuten hatte ich mich einigermaßen gefangen. Meine Augen brannten, meine
Wangen waren gerötet. Ich war erschöpft und löste mich aus der Umarmung.
Sie
strich mir ein letztes Mal über den
Rücken. „Geben Sie mir Bescheid, wenn es Ihnen schlecht geht. Dafür bin ich
da.“
Ich nickte ihr zu, obwohl ich mir sicher war, dass ich es
niemals tun würde. Dann zog ich die Bettdecke über den Kopf. Die Augen
geschlossen, den Mund ein wenig geöffnet horchte ich in mich hinein. Mein dummes
Herz pochte. Stolperte. Pochte weiter. Als würde es kurz überlegen einfach
aufzuhören.
„Krepier doch!“
Ich riss die Decke hinunter. Ließ meinen Blick umherirren. Es
war Andrew, der da vor mir stand und mich verbal ermordete.
„Krepier doch endlich!“
Nein, das
kann nicht sein. Das kann er nicht
gesagt haben. Mit fahrigen Händen wollte ich die Stimme verscheuchen, sie
ganz weit weg von mir schieben. Doch
auch die nervenzerfetzende Stille, die sich dann wie eine Krankheit in dem Raum
ausbreitete, jagte mir einen kalter Schauer über den Rücken.
„Du hättest sterben sollen.“
Ich
blickte ihn aus meinen geröteten Augen an. „Ja, das wäre wohl das Beste für
alle gewesen.“
„Viel
zu lange habe ich meine Zeit mit dir verschwendet.“
„Was
habe ich dir getan?“, wisperte ich den Tränen nahe.
„Ich
habe mich wochenlang für dich aufgeopfert. Meine Arbeit vernachlässigt nur um
bei dir zu sein.“
Seine
Worte brannten auf meiner verletzten Seele.
„Und
du? Du siehst das alles nicht. Willst nicht wahrhaben, dass du mir wichtig
bist. Schneidest dir einfach die Pulsader auf und…“
Ich
hörte ihm nicht weiter zu. Wie in Watte gepackt riss ich an dem Verband, zerrte
an ihm bis er auf den Boden fiel und ich freie Sicht auf meinen Unterarm hatte.
Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem ironischen Lächeln als ich die zwanzig
Stiche erblickte, mit denen man meine Ader wieder geschlossen hatte.
„Hörst
du mir überhaupt zu?“, schrie Andrew und schüttelte mich.
Ich
zuckte zusammen. „Es tut mir leid. Wirklich, es tut mir so verdammt leid. Ich
wollte das alles nicht.“ Meine Stimme war ein leises, angsterfülltes Krächzen.
Er
ließ mich los. „Es ist vorbei, Lexy. Aus und vorbei.“
Hektisch
blinzelte ich die nahenden Tränen weg. Wagte kaum zu atmen.
Das kannst du mir nicht
antun.
Andrew
drehte sich um, lief mit festen Schritten auf die Tür zu und hatte die Klinke
schon in der Hand als ein langgezogener, markerschütternder Schrei erklang.