„Du kleines Miststück“, erklang die scharfe Stimme meines Vaters. „So
etwas Unwichtiges wie dich gibt es nirgendwo anders.“
Ich
zuckte zusammen, lehnte mich an die Wand, welche hinter mir stand und mir Halt
bot. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht-“
Doch
er redete einfach weiter, brachte meine kindliche Welt zum Einstürzen. „Du
denkst wohl ich höre es nicht, wenn du in deinem Zimmer bist und mit deinem
Teddy sprichst. All die bösen Worte, die du über mich sagst. Woher hast du
die?“
Von dir. Ich presste meine Ärmchen gegen meine Brust,
ich wollte mir nicht die Blöße geben und weinen. Das war nämlich das, was er
wollte. Und ich war entschlossen ihm diesmal die Stirn zu bieten. Im zarten
Alter von vier Jahren.
„Ich
kann gerne verschwinden, wenn du das magst.“ Ich hielt mir die Hände vors
Gesicht, war überzeugt davon nicht mehr da zu sein.
„Oh Gott. Ich kann nicht mehr. Diese ganzen Erinnerungen…“
Ein ersticktes Schluchzen kam aus meiner Kehle.
„Es
gibt immer einen Ausweg, Lexy. Immer.“
Ich
wollte ihr schon eine Erwiderung ins Gesicht schmettern, da legte sie mir
plötzlich eine Hand aufs Knie. „Sie müssen sich nicht auf die Schienen
schmeißen.“
Das ist richtig. Es gibt viele andere Möglichkeiten Suizid
zu begehen.
Ich
sprang auf, stieß dabei fast den Sessel um. „Ich muss hier weg. Es tut mir
leid.“
Luft,
ich brauchte Luft. Mir war ganz schwindelig. Ich rannte aus der Praxis. Erschöpft ließ ich mich auf dem Gehweg nieder.
Ich winkelte meine Beine an, umklammerte sie mit meinen Armen. Dann passierte
das Unausweichliche. Ich fing bitterlich an zu weinen.
„Lexy.“
Ich hob den Kopf. Meine Therapeutin.
„Ich
wollte nicht, dass Sie sehen wie schwach ich bin“, hauchte ich. „Es tut mir
leid.“
Sie
setzte sich neben mich. „Sie sind keineswegs schwach.“
„Sehen
Sie mich doch an.“
Sie
seufzte. Ein Auto fuhr heran, parkte vor uns. Ich sah auf.
„Ich
wollte dich abholen…“ Andrew blickte fragend zu ihr herüber während ich mir die
Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Wir
sind für heute fertig.“ Sie stand auf und sagte etwas leiser: „Passen Sie gut
auf Lexy auf.“ Dann ging sie wieder herein.
„Tut
mir leid, dass du mich so siehst…“ Ich stand auf, schwankte ein wenig und
musste mich am Auto festhalten.