Ein
Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt. Ich hörte die schweren Schritte meines
Vaters, wie er etwas auf den Boden krachen ließ und dann ein schmerzerfülltes
Miauen.
Ich
ignorierte die Angst, die mir die Kehle zuschnürte und meine Beine lähmte. Ich
musste Flocki retten. Das hatte Priorität, ich stand an zweiter Stelle. Leise
drückte ich die Türklinke hinunter und schlich auf Zehenspitzen nach vorne in
den Flur.
Wie kann er nur. Oh
mein Gott, Flocki.
Auf
ihrem Schwanz stand ein Einkaufsbeutel.
„Alles
okay? Geht’s dir gut?“
„Dieses
Drecksvieh ist nicht aus dem Weg gegangen“, erklärte mein Vater und trat
Flocki, wie um zu zeigen, dass er das Sagen hatte.
Verdammt, sie ist eine Katze. Eine Katze ist ein
Lebewesen. Und Lebewesen haben Gefühle. Auf denen du allerdings nur
herumtrampelst.
„Zu
nichts zu gebrauchen. Genauso wie du“, schimpfte er weiter.
Ich
ging zu ihr, schmiss den Beutel meinem Vater vor die Füße und verschwand mit
ihr auf dem Arm in meinem Zimmer, wo ich sie ins Puppenbett legte und zudeckte.
„Es
tut mir leid. Ich werde nächstes Mal besser auf dich aufpassen, okay?“
Ich
schaute in ihre leuchtend grünen Augen, aus denen jeglicher Glanz verschwunden
war. Ich fuhr durch ich weiches, schneeweißes Fell. Zu oft wurde sie als
Fußabtreter missbraucht. Ich fing an ihr etwas vorzulesen. Sie sollte eintauchen in eine Welt voller Feen,
Magie und Zauber und die schreckliche Wirklichkeit ganz weit von sich schieben.
Ich
nahm etwas Glitzer und streute es über sie. „Ab heute sind du und ich Freunde für immer und ewig.“
Ich
legte meine kleine Hand auf Flockis Kopf und flüsterte ihr zu: „Keine Angst. Du
schläfst heute bei mir.“ Ich nahm sie und setzte sie auf mein Bett ehe ich die
Lichterkette anschaltete und ein rosafarbener Glanz mein Zimmer erfüllte. Ich
zog die Bettdecke über uns beide und versuchte verzweifelt Schlaf zu finden.
Ich wälzte mich hin und her. Stundenlang. Erst als ich Flocki vorsichtig an
mich drückte, und mein Herz unter ihrem warmen Körper pulsierte,
Flocki. Stumm
bewegte ich meine Lippen. Ihr Name trieb mir Tränen in die Augen. Erinnerte
mich an all die vertrauten Stunden, die wir zusammen verbracht haben.
Verbarrikadiert in meinem Zimmer.
Still
sank ich zurück in die Kissen. Neben mir hörte ich Andrews regelmäßige
Atemzüge, was hieß, dass er tief und fest schlief. Im Gegensatz zu mir. Ich war
hellwach, verspürte nicht den Hauch von Müdigkeit. So leise wie möglich schlug
ich die Decke zurück und stieg aus dem Bett. Ich lief zum Fenster, schob den
Vorhang ein Stück zur Seite. Es sah schön aus, dort draußen. Friedlich. Die
Rücklichter der Autos. Der mit Sternen erhellte Himmel. Die Laternen mit dem
hellgelben Licht. Alles ging seinen gewohnten Gang.
Ich
kroch zurück ins Bett, rollte mich zu einer Kugel zusammen. Und hatte auf eine
eigenartige Art und Weise das Gefühl beobachtet zu werden.