"Puts on her best smile, but underneath she's a broken girl."

Freitag, 24. Januar 2014

Lügen, nichts als Lügen



Ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen als ich die Klinge in die rechte Hand nahm und an mein Handgelenk setzte. Eine Bewegung, die in den letzten Wochen zu einer Gewohnheit geworden war. Ich hielt kurz inne, spürte wie mein Herz heftig in meiner Brust pochte und mein Atem in abgehackten Stößen ging.  Ich packte die Rasierklinge fester und zog sie in querverlaufenden Linien über meinen linken Unterarm. Die Schnitte fingen an zu bluten; die rote Flüssigkeit floss weich meine Haut hinab auf den Boden.
Mit leerem Blick beobachtete ich wie das Blut aus den Wunden trat und an meinem Arm hinunter strömte. Ein stummer Hilfeschrei, der ungehört in der Luft verklang.
Mit einem Mal fühlte ich mich unglaublich erschöpft. Es war kräfteraubend Tag für Tag so zu tun als ginge es mir gut; als wäre alles okay. Denn das war es nicht. Nicht mehr.
Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
„April, alles okay?“
„Ja“, sagte ich mit zittriger Stimme und riss ein Stück Toilettenpapier ab um es auf die Schnitte zu drücken.
Ich hörte wie sich die Schritte wieder entfernten und atmete auf. Erleichtert darüber, dass ich ein weiteres Mal mit meiner Lüge durchgekommen war.

Als ich meinen Ärmel nach unten zog fragte ich mich, ob ich wirklich eine so gute Schauspielerin war oder ob die anderen nur nicht sehen wollten, wie kaputt ich in Wirklichkeit war.