Ich
lehnte mich zurück, umklammerte mit meinen Händen die Tischkante und schloss
meine Augen.
„Was
sehen Sie?“, fragte meine Therapeutin
„Einen
Himmel.“
„Gibt
es Wolken?“
„Ja,
ziemlich viele. Lilafarbene, flauschige Wolken, die beinahe den ganzen Himmel
bedecken.“
„Und
jetzt stellen Sie sich vor, Sie würden dort sein, hoch oben und auf die Welt
hinuntergucken. Was sehen Sie?“
„Ich
sehe Andrew er streckt die Hand nach mir aus. Aber er greift durch mich
hindurch.“
„Interessant.“
Ich hörte wie sie sich etwas notierte, und noch während sie schrieb stellte sie
mir eine weitere Frage. „Wie fühlen Sie sich dort alleine im Himmel?“
„Komischerweise
fühle ich nichts. Als wäre ich tot.“
„Mhm.
Jetzt öffnen Sie ihre Augen.“
Ich
tat wie mir befohlen wurde.
„Denken
Sie manchmal darüber nach, Suizid zu begehen?“
„Ja.“
„Und
wie fühlen Sie sich in diesem Augenblick?“
„Irgendwie
erleichtert. Als könnte ich alles hinter mir lassen.“
„Ist
diese Vorstellung verlockend?“
Ich
spürte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. „Ja.“
„Haben
Sie konkrete Pläne wie Sie sich umbringen wollen?“
„Nein,
habe ich nicht.“
„Würden Sie es mir sagen, wenn Sie vorhaben sich selbst zu ermorden?“
„Ehrlich gesagt…weiß ich es nicht.“
„Versprechen Sie mir, dass Sie sich bis wir uns wiedersehen nicht
suizidieren.“
Ich senkte den Kof, schaute auf meine Oberschenkel und dann kam es über
meine Lippen. „Ich versuche es, aber versprechen kann ich nichts.“
„Wie geht es Ihnen jetzt?“
„Nicht so besonders gut.“
Sie richtete sich auf, was ich als Zeichen nahm, dass die Stunde vorüber
war. Ich stand schon an der Tür als sie plötzlich meine Hand nahm und sie fest
drückte. „Ich glaube an Sie.“
Wenigstens einer. Ich drückte die Klinke nach unten und
schob mich vorsichtig aus dem Therapieraum.
Ich spürte wie das Blut durch meine Adern rauschte. Wie Raketen auf dem
Weg in den Himmel, wo sie sich entzündeten und ein wunderschönes Feuerwerk den
Himmel erleuchtete.
Als ich die Praxis verlassen hatte fühlte ich mich einer Explosion nahe.
All die unterdrückten Empfindungen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche. Aggression,
Hass und Trauer- eine giftige Mischung.
Ich wankte durch die Straßen bis ich schließlich vor einem Friedhof zum
Stehen kam und lauthals anfing zu lachen. Minutenlang starrte ich auf das
schmiedeeiserne Tor, welches den Eingang zum Reich der Toten bildete, und lachte.
Wie ein kleines Mädchen, was sich nicht anders zu helfen weiß. Als mein Körper
genug hatte und mich keuchen ließ, sank ich auf die Knie und hockte da als
würde ich den Friedhof anbeten.
Also stand ich schnell wieder auf. Die innere Anspannung war weg,
verschwunden.