Meinen
iPod in den Ohren stürmte ich in den Vorlesungssaal.
I’m so happy cause today I found my friends. They’re in my head.
Ich
verschwand in der hintersten Reihe, dort wo ich ungestört meinen Gedanken
nachhängen konnte ohne zu riskieren aufgerufen zu werden.
I’m so ugly. That‘s okay cause so are you.
Ich
klatschte meine Sachen auf den Tisch und schaltete die Musik aus. Um mich herum
herrschte eine eigenartige Stille. Das übliche Flüstern war verstummt, niemand
gab einen Laut von sich. Mein eigenes Atmen war das einzige Geräusch, das ich
hörte. Ich setzte mich, ließ meinen Blick durch den Saal schweifen. Da
entdeckte ich es. Lexy, die Ritzerin.
Drei allesvernichtende Worte, in Kreide an der Tafel.
Ich
sprang auf und stürmte zum Ausgang. Weg. Nur weg von hier. Ganz weit weg.
„Lexy,
was ist denn los?“ Fast wäre ich in meine Professorin hineingerannt. Doch sie
nahm meinen Arm, zog mich hinaus in den Flur und schaute in mein aufgelöstes
Gesicht. „Was ist passiert?“
Traurig
und wütend zugleich senkte ich den Kopf.
„Bitte
reden Sie mit mir.“
„Gehen
Sie doch rein und schauen selbst!“
Sie
war verwundert, befolgte dann aber meinen Rat. Ich rutschte an der Wand entlang
auf den Boden, fing an zu weinen. Meine Lust zu leben kroch am Boden herum. Ich
wollte nur noch tot sein. Mausetot.
„Hey.“
Meine Professorin hockte sich neben mich. „Nehmen Sie sich das nicht so zu
Herzen.“
„Ich
kann nicht anders. Wenn ich weg wäre, dann wäre alles besser.“
„Sie
gehen jetzt am besten nach Hause.“
„Das
geht nicht. Ich werde dort gar nicht erst ankommen.“
„Okay.
Dann bringe ich Sie.“
„Nein.
Das ist nicht nötig.“ Ich versuchte aufzustehen. Leider erfolglos. Wie alles in
meinem verfickten Leben. Kraftverlassen saß ich im Gang der Uni und heulte mir
die Augen aus.
„Kannst
du mir mal helfen?“, hörte ich die Stimme von Frau Ebert fragen und wunderte
mich, mit wem sie sprach. Mit mir sicherlich nicht.
„Was
ist denn mit ihr passiert?“ Herr Maaßen.
„Sie
ist vollkommen aufgelöst, weil an der Tafel steht, dass sie sich ritzt.“
Ich
hielt den Atem an.
„Lexy
ritzt sich?“ Er klang entsetzt. „Scheiße.“
Scheiße?
Dann
folgte: „Geh du ruhig rein, ich kümmere mich um sie.“ Er setzte sich zu mir.
Ich
rutschte von ihm weg. „Sie müssen nicht wegen mir-“ Ich verstummte als er
meinen linken Arm nahm und den Ärmel hochschob.
Er
fuhr sanft über die frischen Schnitte. „Lexy, was ist passiert, dass Sie sich
solche Verletzungen zufügen?“
Das geht Sie einen Scheißdreck an.
„Das
ist doch keine Lösung.“
Ernsthaft. Lassen Sie mich in Frieden.
„Sind
Sie in Behandlung wegen der Borderline-Störung?“
Ich
kochte vor Wut, innerlich und äußerlich. „Ich habe kein Borderline. Ich bin
depressiv“, warf ich ihm vor die Füße und suchte nach einer Ausrede um seiner
Neugier zu entfliehen. „Mir ist schlecht.“
„Soll
ich Sie nach draußen bringen?“
Tun Sie sich
keinen Zwang an.
Ohne
zu protestieren ließ ich es zu dass mir hoch half. Seine helfenden Hände, mein leerer Blick, die Unsicherheit
in mir. Mir wurde schwindlig. Schwindlig vom Denken, vom Leben. Mit unsicheren
Schritten floh ich aus der Uni als mir ein Satz hinterhereilte und mein Herz entzwei
riss.
„Es
tut mir leid, was ich damals zu Ihnen gesagt habe.“
Ich
drehte mich um. „Sie hatten doch Recht. Ich bin eine Versagerin.“
Draußen
war es kalt, bitterkalt. Ich wusste nicht wohin ich jetzt gehen sollte. Andrew
war arbeiten, die Wohnung war leer und verlassen. Wie ich.
Selbst schuld, du unfähiges, kleines Ding.
Ich
drehte mich einmal um mich selbst, streckte meine Arme aus und sah in den
Himmel. Wie gerne wäre ich eine Elfe. Ich könnte einfach davonfliegen. Zwischen
den Wolken tanzen. Und von oben über die Menschen wachen.
Plötzlich
berührte mich jemand an der Schulter. Zu Tode erschrocken presste ich die Hände
auf mein rasendes Herz. Langsam, ganz
langsam, schaute ich nach hinten. Da war
niemand. Unauffällig blickte ich mich um. Ich war die Einzige in der gesamten
Straße. Mir wurde unheimlich zumute. Ich
fühlte mich verfolgt. Als lauerte jemand in seinem Versteck darauf, dass ich
einen Fehler machte.
Doch woher
sollte ich wissen, was richtig und was falsch war? Kalte Angst packte mich und
trieb mich dazu zur nächsten U-Bahn-Station zu rennen und mich dort in den
vollen Zug zu quetschen. Es waren vier Stationen bis zu Andrews Anwaltskanzlei,
die ich an eine Glasscheibe gepresst hinunterzählte.
Mit
Knien so weich wie Butter bahnte ich mir meinen Weg in die Freiheit, möglichst darum
bemüht kein Aufsehen zu erregen. Meine Handflächen waren schweißnass. Als ich
auf sein Bürogebäude zusteuerte fiel mir das Atmen immer schwerer. Wie ein
Fisch schnappte ich nach Luft.
Der
Pförtner kam hinter dem Thresen hervor. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Muss
zu…Andrew.“
„Was
ist denn los?“
„Ich…keine
Luft“, hauchte ich und brach unter seinen sensationslustigen Augen zusammen.
Ich hoffe so sehr für dich, dass alles besser wird ♥
AntwortenLöschenUnd weißt du dass dein Blog toll ist?
Hast du vielleicht Lust auf gegenseitiges Followen? Würde mich sehr freuen!
Ist das denn alles war, was du schreibst..?!
AntwortenLöschenDenn ich dachte, bis jetzt, das dies alles nur G-eschichten wären..
OMG... Ich muss heulen.. es ist wirklich schlimm
*wahr
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