Mit wackligen Knien wankte ich
zum Waschbecken und hielt mich einen Moment an ihm fest bevor ich mich dazu
durchringen konnte in den Spiegel zu schauen. Mir schaute ein Mädchen entgegen,
dessen Gesicht vom Weinen gerötet war. Ihr leerer Blick und ihre glasigen Augen
ließen mich scharf die Luft einziehen. Erinnerungen wurden wach. Ich wich einen
Schritt zurück, schloss die Augen und atmete tief durch. Doch noch ehe ich mich
wieder beruhigt hatte, entglitt mir die Realität.
Draußen war es dunkel.
Stockdunkel und unheimlich. Ich sah die in Laternenlicht getauchten Autos am
Straßenrand, die kahlen Bäume und den zugezogenen Himmel. Dazu hörte ich das
Geräusch meiner Schritte auf dem Gehweg. Es war das einzige Geräusch in einer
Umgebung voller Stille. Mein Atem ging schnell, mein Herz raste. Mein Körper
war durchflutet von Angst. Immer wieder drehte ich mich um, aber da war
niemand. Niemand, der mich verfolgte. Ich war ganz allein. Und trotzdem
schnürte sich meine Kehle zu.
Ich hatte das Bedürfnis
loszurennen und mich in Sicherheit zu bringen, doch das wäre zu auffällig gewesen.
Also lief ich mit schnellen Schritten die verschneite Straße entlang und wagte
ab und an einen kurzen Blick über die Schulter. Als ich das Zuschlagen einer
Autotür hinter mir hörte, geriet ich in Panik. Unschlüssig stand ich auf dem
Gehweg und starrte den Mann an, welcher aus dem schwarzen VW gestiegen war.
„Komm her du Schlampe. Du willst
es doch auch“, raunte er mir zu und ließ meine Alarmglocken schrillen.
Mit rasendem Herzschlag rannte
ich die Straße entlang. Rannte so schnell wie mich meine Beine trugen. Meine
Lungen schmerzten von der kalten Luft, aber ich rannte weiter und weiter. Du darfst nicht stehen bleiben, befahl
mir meine innere Stimme. Ich wagte einen kurzen Blick nach hinten. Er war keine
30 Meter mehr von mir entfernt. Mit letzter Kraft schleppte ich mich vorwärts,
obwohl ich wusste, dass es kein Entkommen gab.
Meine Augen füllten sich mit
Tränen als ich seinen heißen Atem an meinem Nacken spürte. Ich sank auf die
Knie und verbarg mein Gesicht in den Händen.
„Hör auf zu heulen“, befahl er
mir und zog mich wieder auf die Beine. Ich stieß ein Wimmern aus und fing
furchtbar an zu zittern. Doch er packte mich, zog meinen Körper ein paar Meter
weiter und presste mich an eine Häuserwand. Während er mir eine Hand auf den
Mund presste, starrte ich mit von Tränen verschleiertem Blick in sein
furchteinflößendes Gesicht. Ich erschauerte und schloss meine Augen. Angenehme
Schwärze umgab mich nun. Doch als ich seine Hände auf meinen Brüsten
spürte, zuckte ich heftig zusammen und
schluchzte laut auf.
„Halt’s Maul, verdammt!“, schrie
er mich an. Ich kniff meine Augen zu und biss mir auf die Unterlippe bis ich
Blut schmeckte.
Nicht weinen. Nicht schluchzen. Nicht zusammenzucken.
Ich nahm wahr wie er mein Kleid
nach oben schob. Einen Augenblick lang hörte ich auf zu atmen. Mein Herzschlag
rauschte in den Ohren, und einen Moment lang glaubte ich ohnmächtig zu werden.
Einfach atmen. Ein und aus. Ein und aus.
Und als er schließlich in mich
eindrang, explodierte alles um mich herum. Schmerz, alles was ich fühlte war
Schmerz. Die Tränen flossen meine Wangen entlang während ich mir befahl stark
zu sein.
Es ist gleich vorbei. Alles wird wieder gut.
Doch das war eine verdammte Lüge.
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