"Puts on her best smile, but underneath she's a broken girl."

Donnerstag, 27. Februar 2014

Schmerz



Mit wackligen Knien wankte ich zum Waschbecken und hielt mich einen Moment an ihm fest bevor ich mich dazu durchringen konnte in den Spiegel zu schauen. Mir schaute ein Mädchen entgegen, dessen Gesicht vom Weinen gerötet war. Ihr leerer Blick und ihre glasigen Augen ließen mich scharf die Luft einziehen. Erinnerungen wurden wach. Ich wich einen Schritt zurück, schloss die Augen und atmete tief durch. Doch noch ehe ich mich wieder beruhigt hatte, entglitt mir die Realität.
Draußen war es dunkel. Stockdunkel und unheimlich. Ich sah die in Laternenlicht getauchten Autos am Straßenrand, die kahlen Bäume und den zugezogenen Himmel. Dazu hörte ich das Geräusch meiner Schritte auf dem Gehweg. Es war das einzige Geräusch in einer Umgebung voller Stille. Mein Atem ging schnell, mein Herz raste. Mein Körper war durchflutet von Angst. Immer wieder drehte ich mich um, aber da war niemand. Niemand, der mich verfolgte. Ich war ganz allein. Und trotzdem schnürte sich meine Kehle zu.
Ich hatte das Bedürfnis loszurennen und mich in Sicherheit zu bringen, doch das wäre zu auffällig gewesen. Also lief ich mit schnellen Schritten die verschneite Straße entlang und wagte ab und an einen kurzen Blick über die Schulter. Als ich das Zuschlagen einer Autotür hinter mir hörte, geriet ich in Panik. Unschlüssig stand ich auf dem Gehweg und starrte den Mann an, welcher aus dem schwarzen VW gestiegen war.
„Komm her du Schlampe. Du willst es doch auch“, raunte er mir zu und ließ meine Alarmglocken schrillen.
Mit rasendem Herzschlag rannte ich die Straße entlang. Rannte so schnell wie mich meine Beine trugen. Meine Lungen schmerzten von der kalten Luft, aber ich rannte weiter und weiter. Du darfst nicht stehen bleiben, befahl mir meine innere Stimme. Ich wagte einen kurzen Blick nach hinten. Er war keine 30 Meter mehr von mir entfernt. Mit letzter Kraft schleppte ich mich vorwärts, obwohl ich wusste, dass es kein Entkommen gab.
Meine Augen füllten sich mit Tränen als ich seinen heißen Atem an meinem Nacken spürte. Ich sank auf die Knie und verbarg mein Gesicht in den Händen.
„Hör auf zu heulen“, befahl er mir und zog mich wieder auf die Beine. Ich stieß ein Wimmern aus und fing furchtbar an zu zittern. Doch er packte mich, zog meinen Körper ein paar Meter weiter und presste mich an eine Häuserwand. Während er mir eine Hand auf den Mund presste, starrte ich mit von Tränen verschleiertem Blick in sein furchteinflößendes Gesicht. Ich erschauerte und schloss meine Augen. Angenehme Schwärze umgab mich nun. Doch als ich seine Hände auf meinen Brüsten spürte,  zuckte ich heftig zusammen und schluchzte laut auf.
„Halt’s Maul, verdammt!“, schrie er mich an. Ich kniff meine Augen zu und biss mir auf die Unterlippe bis ich Blut schmeckte.
Nicht weinen. Nicht schluchzen. Nicht zusammenzucken.
Ich nahm wahr wie er mein Kleid nach oben schob. Einen Augenblick lang hörte ich auf zu atmen. Mein Herzschlag rauschte in den Ohren, und einen Moment lang glaubte ich ohnmächtig zu werden.
Einfach atmen. Ein und aus. Ein und aus.
Und als er schließlich in mich eindrang, explodierte alles um mich herum. Schmerz, alles was ich fühlte war Schmerz. Die Tränen flossen meine Wangen entlang während ich mir befahl stark zu sein.
Es ist gleich vorbei. Alles wird wieder gut.
Doch das war eine verdammte Lüge.

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