Ich hatte mich ins Badezimmer verzogen.
Meine Klamotten lagen auf dem Boden verstreut. Das Wasser plätscherte in die
Wanne. Langsam legte ich mich hinein und nahm die Klinge vom Rand.
Nur
ein Schnitt, ein ganz kleiner.
Er hämmerte gegen die Tür. „Komm da
raus!“
„Nein!“
Ich hörte ihn etwas fluchen. Ich zog die
Klinge durch meine Haut, beobachtete wie meine Haut sich
öffnete, sich spaltete. Blut floss aus dem Schnitt heraus, färbte das
Wasser rötlich. Im Rhythmus meines Pulsschlages kam ich dem Tod näher und
näher. Ich ließ die Klinge auf die Fliesen fallen. Ich tauchte meinen
Zeigefinger in die Wunde und schmierte etwas an den Badewannenrand. Es war für Anna und Andrew. Ein einziges Wort,
mein letztes Wort. Kaputt. Meine
Muskeln erschlafften und ich glitt tiefer in das Wasser. Verschwommen nahm ich
wahr wie auf einmal Andrew im Raum stand.
„Verdammt.“ Er kam zu mir und hob mich
aus der Badewanne. Das Wasser tropfte auf den Boden. Mein Arm brannte wie Feuer. „Warum?
Warum, Sophie?“, hörte ich seine Stimme wie durch Watte. Dann knickte mein Kopf
nach hinten ab und mein Bewusstsein schwand.
Als ich meine Sinne wiedererlangte lag
ich im Bett, eingekuschelt in eine dicke Decke. Andrew saß neben mir und strich
mir beruhigend über die Hand. Mein Arm war mit einem
Handtuch verbunden.
„Warum, Süße? Warum?“ Seine Worte waren
ein leises Flüstern. Es glitt hinaus in die Dunkelheit und legte sich über
mich. Gedanken zuckten durch meinen Kopf. Wie in einer Endlosschleife jagten
sie durch mein Gehirn. Ich kann nicht mehr. Kann diese quälenden Gedanken nicht
mehr ertragen, sie fressen sich durch meinen Körper, lassen eine leere Hülle
zurück. Innerlich bin ich eh schon tot.
Ich möchte nichts mehr fühlen, nichts mehr spüren, nichts mehr denken. Einfach
tot sein.
Ich fing an schneller zu atmen,
irgendwie hektisch.
„Bleib wach. Bitte bleib bei
Bewusstsein.“ Ich war vollkommen abwesend, hörte seine Bitte nur ganz leise. Er
presste seine Finger auf meinen Schnitt. Es schmerzte höllisch. Scharf sog ich
die Luft ein. „Scheiße.“ Wie in Zeitlupe erreichten mich seine Worte. Ich hatte
jegliches Zeitgefühl verloren, alles kam mir unendlich langgezogen vor.
„Kein Krankenhaus“, flüsterte ich in den
Raum hinein und kämpfte gegen die Erschöpfung, welche mich immer mehr in ihren
Bann zog.
Er streichelte mir kurz über die Wange.
„Ich bin gleich wieder da. Halte durch.“ Andrew stand auf und lief aus dem
Zimmer.
„Cause you and I, we were born to die“,
sang ich vor mich hin und löste das Handtuch von meinem Arm.
tag für tag habe geschaut ob du wiederschreibst und heute konnte ich mit einen lächeln feststellen, dass du ein text mit voller trauergetränkten wörter zu lesen. der text berührt mich, wie bis jetzt jeden deiner texte. halte bitte durch, du bist stärker als du glauben magst.
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