"Puts on her best smile, but underneath she's a broken girl."

Sonntag, 13. Mai 2012

born to die


Ich hatte mich ins Badezimmer verzogen. Meine Klamotten lagen auf dem Boden verstreut. Das Wasser plätscherte in die Wanne. Langsam legte ich mich hinein und nahm die Klinge vom Rand.
Nur ein Schnitt, ein ganz kleiner.
Er hämmerte gegen die Tür. „Komm da raus!“
„Nein!“
Ich hörte ihn etwas fluchen. Ich zog die Klinge durch meine Haut, beobachtete wie meine Haut sich öffnete, sich spaltete. Blut floss aus dem Schnitt heraus, färbte das Wasser rötlich. Im Rhythmus meines Pulsschlages kam ich dem Tod näher und näher. Ich ließ die Klinge auf die Fliesen fallen. Ich tauchte meinen Zeigefinger in die Wunde und schmierte etwas an den Badewannenrand.  Es war für Anna und Andrew. Ein einziges Wort, mein letztes Wort. Kaputt. Meine Muskeln erschlafften und ich glitt tiefer in das Wasser. Verschwommen nahm ich wahr wie auf einmal Andrew im Raum stand.
„Verdammt.“ Er kam zu mir und hob mich aus der Badewanne. Das Wasser tropfte  auf den Boden. Mein Arm brannte wie Feuer. „Warum? Warum, Sophie?“, hörte ich seine Stimme wie durch Watte. Dann knickte mein Kopf nach hinten ab und mein Bewusstsein schwand.

Als ich meine Sinne wiedererlangte lag ich im Bett, eingekuschelt in eine dicke Decke. Andrew saß neben mir und strich mir beruhigend über die Hand. Mein Arm war mit einem Handtuch verbunden.
„Warum, Süße? Warum?“ Seine Worte waren ein leises Flüstern. Es glitt hinaus in die Dunkelheit und legte sich über mich. Gedanken zuckten durch meinen Kopf. Wie in einer Endlosschleife jagten sie durch mein Gehirn. Ich kann nicht mehr. Kann diese quälenden Gedanken nicht mehr ertragen, sie fressen sich durch meinen Körper, lassen eine leere Hülle zurück. Innerlich bin ich  eh schon tot. Ich möchte nichts mehr fühlen, nichts mehr spüren, nichts mehr denken. Einfach tot sein.
Ich fing an schneller zu atmen, irgendwie hektisch.
„Bleib wach. Bitte bleib bei Bewusstsein.“ Ich war vollkommen abwesend, hörte seine Bitte nur ganz leise. Er presste seine Finger auf meinen Schnitt. Es schmerzte höllisch. Scharf sog ich die Luft ein. „Scheiße.“ Wie in Zeitlupe erreichten mich seine Worte. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, alles kam mir unendlich langgezogen vor. 
„Kein Krankenhaus“, flüsterte ich in den Raum hinein und kämpfte gegen die Erschöpfung, welche mich immer mehr in ihren Bann zog.
Er streichelte mir kurz über die Wange. „Ich bin gleich wieder da. Halte durch.“ Andrew stand auf und lief aus dem Zimmer.
„Cause you and I, we were born to die“, sang ich vor mich hin und löste das Handtuch von meinem Arm.  

1 Kommentar:

  1. tag für tag habe geschaut ob du wiederschreibst und heute konnte ich mit einen lächeln feststellen, dass du ein text mit voller trauergetränkten wörter zu lesen. der text berührt mich, wie bis jetzt jeden deiner texte. halte bitte durch, du bist stärker als du glauben magst.

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