Ich
trat gegen das Treppengeländer, umfasste es schließlich mit meiner zitternden
Hand und sank auf eine der grauen Stufen. Meinen Kopf legte ich in den Schoß,
ich wollte nichts mehr sehen.
„Kann
man Ihnen helfen?“, fragte eine dunkle Stimme, die ich irgendwo schon einmal gehört
hatte.
Nein. Kann man nicht. Niemand kann mir helfen.
Ich
vernahm ein besorgtes Seufzen. „Irgendetwas muss Sie doch so traurig gemacht
haben.“
Ja. Ich mich selbst.
Ich
schaute auf, erschrak als ich in das Gesicht meines Vaters sah. Mein Atemzüge
gingen schnell, ich presste meinen Körper gegen die Wand.
Anscheinend
war er erstaunt darüber mich so
aufgelöst vorzufinden. „Lexy“, hörte ich ihn sagen.
Angst,
ich hatte entsetzliche Angst vor ihm. Zu tief waren die Wunden der
Vergangenheit.
„Geh
weg.“ Bitte geh weg.
Mein
Innerstes zog sich zusammen. So verletzlich wie ich vor ihm saß kam ich mir vor
als wäre ich wieder fünf Jahre alt.
„Schatz, würdest du kurz in dein Zimmer gehen?
Mami und Papi müssen etwas klären.“
„Aber
ich muss dich doch vor ihm beschützen“, flüsterte ich ihr zu.
Sie
strich mir über die Haare, schenkte mir ein unehrliches Lächeln. „Es ist alles
gut, Lexy.“
Zumindest noch,
fügte ich in Gedanken hinzu und verschwand in meinem Zimmer um mich im Bett zu
verkriechen und die Decke über mich zu ziehen. Ich drückte meinen Teddy an die
Brust und fing an mit ihm zu reden.
„Weißt
du wie lieb ich dich habe?“ Er schaute mich mit seinen Knopfaugen traurig an.
„Ganz dolle.“
„Du
elende Schlampe“, schrie mein Vater. Dann knallte etwas gegen die Wand und
zerbrach.
Ich
hielt mir die Ohren zu, wollte nie wieder etwas hören. „Wie kannst du es wagen mich als jähzornig zu
bezeichnen?“
Ein
Wimmern drang zu mir, ich hörte wie meine Mutter nach Atem rang.
Langsam
stand ich auf und tapste auf Zehenspitzen zum Schlafzimmer. Ich schob ich die
Tür vorsichtig einen Spalt breit auf. Als meine Augen erfassten, was sich dort
abspielte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Kein Mucks drang aus meinem
kleinen Körper. Er durfte mich nicht bemerken.
Mein
Vater hatte seine Hände um den Hals meiner Mutter gelegt, welche kreidebleich
dalag und sich nicht rührte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, blickten ihn
flehentlich an.
„Du
und dein plärrendes Kind. Ihr habt mir mein Leben versaut.“
Ehe
ich mich versah drückte er ihr komplett die Luft ab.
„Nicht…“,
kam es zittrig aus meiner Kehle.
Er
drehte sich zu mir herum, war für einen Moment abgelenkt. Ich konnte mich nicht
rühren, stand an der Tür und blickte zu meiner Mutter, die plötzlich neben mir
stand und meine Hand nahm. Sie schleifte mich mit, rannte mit mir aus der
Wohnung.
„Hab
keine Angst, Schatz.“ Ihre Stimme klang brüchig, so hatte ich sie noch nie
gehört. Laute Schritte kamen den Flur entlang. Er würde gleich bei uns sein.
Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn einmal herum.
Ich
packte ihre Hand fester. „Wir müssen weg.“
„Alles
wird gut. Hast du gehört? Alles wird gut.“
Mein
leerer Blick lastete auf ihm.
Du bist bestimmt enttäuscht von mir. Nie hättest du
gewollt, dass ich so ein kleines, krankes Mädchen werde wie ich es jetzt bin.
Nein. Niemals.
Niemals!,
schrie meine Seele.
„Was
damals passiert ist…“
Verschone mich mit deinen Lügen, deinen Ausreden.
Ich
rappelte mich auf. Mein Vater griff nach meiner Hand, ich zog sie blitzschnell
weg.
„Es
tut mir leid, was ich getan habe…“
Und mir tut es leid auf der Welt zu sein.
Gerade hatte ich das Gefühl, Du schreibst mein Leben auf. Ich schick' Dir ganz viel Glück und Liebe, ja? Pass darauf auf, es ist kostbar <3.
AntwortenLöschenWow. Einfach... genial. Genial traurig. Ich kanns nicht in Worte fassen.
AntwortenLöschenRespekt! Sehr gute Geschichte=)
AntwortenLöschendie geschichte ist wunderschön. *-*
AntwortenLöschenWunderschön geschrieben. Bin am Schluss nicht mehr ganz mitgekommen aber klang wirklich alles so traurig...:(
AntwortenLöschenSolltest öfters solche Geschichten schreiben.
Schön :) und so hamma traurig, Gänsehaut!!
AntwortenLöschenGut geschrieben und sehr traurig!!!
AntwortenLöschenDas ist eine wirklich traurige,aber schön geschriebene Geschichte..!
AntwortenLöschenMach weiter so..!!
wow, du hast echt talent, ich finde, du kannst soooo gut schreiben
AntwortenLöschenja gefällt mir auch gut. Du solltest weiterschreiben, mach ich auch. Vielleicht findest mal auch einen Verlag?
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