"Puts on her best smile, but underneath she's a broken girl."

Freitag, 17. Mai 2013

Alles zerbricht, du gleich mit


Nach zehn Minuten hatte ich mich einigermaßen gefangen. Meine Augen brannten, meine Wangen waren gerötet. Ich war erschöpft und löste mich aus der Umarmung.
Sie strich mir ein letztes Mal  über den Rücken. „Geben Sie mir Bescheid, wenn es Ihnen schlecht geht. Dafür bin ich da.“
Ich nickte ihr zu, obwohl ich mir sicher war, dass ich es niemals tun würde. Dann zog ich die Bettdecke über den Kopf. Die Augen geschlossen, den Mund ein wenig geöffnet horchte ich in mich hinein. Mein dummes Herz pochte. Stolperte. Pochte weiter. Als würde es kurz überlegen einfach aufzuhören.
„Krepier doch!“
Ich riss die Decke hinunter. Ließ meinen Blick umherirren. Es war Andrew, der da vor mir stand und mich verbal ermordete.
„Krepier doch endlich!“
Nein, das kann nicht sein. Das kann er nicht gesagt haben. Mit fahrigen Händen wollte ich die Stimme verscheuchen, sie ganz weit weg von mir schieben. Doch auch die nervenzerfetzende Stille, die sich dann wie eine Krankheit in dem Raum ausbreitete, jagte mir einen kalter Schauer über den Rücken.
„Du hättest sterben sollen.“
Ich blickte ihn aus meinen geröteten Augen an. „Ja, das wäre wohl das Beste für alle gewesen.“
„Viel zu lange habe ich meine Zeit mit dir verschwendet.“
„Was habe ich dir getan?“, wisperte ich den Tränen nahe.
„Ich habe mich wochenlang für dich aufgeopfert. Meine Arbeit vernachlässigt nur um bei dir zu sein.“
Seine Worte brannten auf meiner verletzten Seele. 
„Und du? Du siehst das alles nicht. Willst nicht wahrhaben, dass du mir wichtig bist. Schneidest dir einfach die Pulsader auf und…“
Ich hörte ihm nicht weiter zu. Wie in Watte gepackt riss ich an dem Verband, zerrte an ihm bis er auf den Boden fiel und ich freie Sicht auf meinen Unterarm hatte. Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem ironischen Lächeln als ich die zwanzig Stiche erblickte, mit denen man meine Ader wieder geschlossen hatte.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, schrie Andrew und schüttelte mich.
Ich zuckte zusammen. „Es tut mir leid. Wirklich, es tut mir so verdammt leid. Ich wollte das alles nicht.“ Meine Stimme war ein leises, angsterfülltes Krächzen.
Er ließ mich los. „Es ist vorbei, Lexy. Aus und vorbei.“
Hektisch blinzelte ich die nahenden Tränen weg. Wagte kaum zu atmen.
Das kannst du mir nicht antun.                    
Andrew drehte sich um, lief mit festen Schritten auf die Tür zu und hatte die Klinke schon in der Hand als ein langgezogener, markerschütternder Schrei erklang. 

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