Akt zwei
Lächelnd und blutend betrat ich die Notaufnahme.
Betten standen überall in den Gängen, beschäftigte Menschen liefen umher.
Während ich ein Taschentuch auf meinen Unterarm drückte schob mich Frau Hohenstädt
zur Anmeldung.
Eine junge Krankenschwester sah von ihren Unterlagen auf.
„Hallo. Kann ich Ihnen helfen?“
„Ähm, ich muss zu einem Chirurgen…“
„Hatten Sie einen Unfall?“
„In gewisser Weise, ja.“ Ich schaute auf meine
Fußspitzen, spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss.
Erst da bemerkte sie meinen vernarbten Arm und das
durchweichte Taschentuch, was ich auf die Wunde presste. Sie lächelte ein
unsicheres Lächeln. „Ich setze Sie ganz oben auf die Liste.“
„Danke.“ Wir setzten uns ins Wartezimmer.
Meine Therapeutin nahm sich eine Zeitschrift und
blätterte in ihr. Ich schickte Andrew eine SMS.
Wie geht es
dir? Wie waren die Meetings?, tippte ich.
Keine zwanzig Sekunden später rief Andrew mich an.
Unsicher starrte ich auf mein vibrierendes Handy. Ich wollte ihm nicht sagen,
dass ich gerade mit aufgeschnittenem Arm und meiner Therapeutin auf einen
Chirurgen wartete.
Nach kurzem Zögern stand auf, nahm das Gespräch an und
lief nach draußen.
„Hallo Lexy“, hörte ich Andrews Stimme.
„Hey.“
„Du klingst nicht gerade gut. Ist alles okay?“
Nein, ich
sitze gerade mit Frau Hohenstädt in der Notaufnahme.
„Ja, alles okay. Bin nur ein bisschen müde.“
Am liebsten hätte ich geschrien ‚Ich vermisse dich.
Ich brauche dich. Komm verdammt nochmal zurück‘, aber ich tat es nicht.
„Die Meetings dauern vier Stunden. Manchmal stehe ich
zwischendurch auf und hole mir einen Kaffee, weil mir so langweilig ist.“
„Mhm“, war alles, was ich machte.
Ich ließ mich auf einer der Treppenstufen nieder, nahm
das Taschentuch von dem Schnitt und beobachtete wie das Blut meinen Arm
hinabfloss.
„Und wenn ich wiederkomme, gehen wir essen. Du magst
doch italienisch, oder?“
„Mhm.“
Er seufzte. „Lexy, ich merke doch, dass es dir nicht
gut geht.“
„Ich vermisse dich“, flüsterte ich.
„Ich vermisse dich auch. Aber ich bin mir sicher, du
schaffst das.“
Fast hätte ich kurz aufgelacht, konnte mich aber noch
mal zurückhalten.
„Ich muss jetzt auflegen. Hab dich lieb. Und pass auf
dich auf“, hörte ich mich sagen.
Mit laut pochendem Herzen schaute ich in den Himmel.
Es war ein schöner Tag. Ein Tag mit blauem Himmel und klarer Luft.
Perfekt für
einen Suizid.
Ich lächelte kurz ehe ich mich erhob und mich wieder
in den Warteraum zu meiner Therapeutin setzte. „Sie müssen hier nicht mit mir
warten.“
Sie schüttelte den Kopf. „Lexy, ich habe Ihnen meine
Hilfe angeboten, also können Sie sie auch nutzen.“
Ich brauche
keine Hilfe. Von niemandem. Es kommt eh alles zu spät. Viel zu spät. Bin schon
zerbrochen.
„Ich glaube, ich schaffe es jetzt alleine.“
Hallo Du. Mir sind bei.deinem Post die Tränen gekommen. Ich.kenne diese Situationen selbst und weiss wie gross die Sehnsucht sein kann. Ich wünsche dir dass du.bald wieder ein wenig Mut und Kraft findest... liebe grüsse
AntwortenLöschen